Wie entscheidend ist Resilienz in diesen stürmischen Zeiten?

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Mai 4, 2023 in Veränderung

Der Held, der Wald und der Wolf.

Wie entscheidend ist Resilienz in diesen stürmischen Zeiten? Über Sinn und Unsinn von Resilienz. Und über einen der wichtigsten Botschafter rund um Resilienz, der das Wort selbst nie in den Mund genommen hat.

Die Coaching Plattform Clevermemo hat dazu aufgerufen, die Fragen „Wie entscheidend ist Resilienz in diesen stürmischen Zeiten?“ in verschiedenen Beiträgen zu thematisieren.

Resilienz begleitet uns schon lange, auch wenn das Wort selbst in der Psychologie noch jung ist. Unsere Vorfahren haben seit den ersten Tagen der Menschheit mit Krisen und Veränderungen umgehen müssen. Und das anscheinend erfolgreich, sonst gäbe es uns hier und heute nicht.

Es geht um die Reise der Heldenfigur. Um die Überwindung seiner Angst. Die Geschichten damals am Lagerfeuer dienten zur Unterhaltung. Wie der Drache oder der Wolf besiegt wurde. Die glückliche Wendung. Gleichzeitig konnte so auch Wissen vermittelt werden.

„Sei vorsichtig, in dem Wald lebt das Raubtier. Es wird dich fressen.“

© Copyright 2021 Tobias Völlmecke– Urheberrechtshinweis

Wenn wir die Probleme unserer Vorfahren mit unseren heutigen Problemen vergleichen, scheinen wir doch ganz gut wegzukommen. Oder? Schließlich müssen wir nicht um Leib und Leben fürchten, wenn die intrigante Kollegin etwas hinter deinem Rücken erzählt. Oder dein passiv-aggressiver Chef dich in sein Büro zitiert.

Ganz zu schweigen vom Vertrieb. Der Kunde, der jedes Mal das Haar in der Suppe sucht, um deinen Preis noch mehr zu drücken. Oder die Kundin, die dich zurückrufen wollte (hat sie bestimmt einfach nur vergessen).

Alles zwar nervenraubend, aber sicher nicht tödlich.

Warum ist Resilienz dann noch so ein Thema? Warum suchen so viele Menschen die Lösung, wie sie mit den Alltags Stressfaktoren besser umgehen können?

Weil wir nicht mehr die einzelne, große Bedrohung haben, wie den Tiger oder den Wolf. Wir sind vielen einzelnen, kleinen Stressoren ausgesetzt. Die auf uns einprasseln.

Einzeln harmlos, in der Masse ein Debakel.

Während es früher hieß Kampf, Flucht oder Tod, ging der Puls auch wieder runter nach der Situation (also in allen drei Fällen). Das ist heute anders. Wir sind einer andauernden Belastung in verschiedenen Situationen ausgesetzt. Und die Lösungen für diese kleinen Bedrohungen sind deutlich komplexer als damals.

Unter dieser Perspektive kann Resilienz ein entscheidender Faktor sein in diesen herausfordernden Zeiten. Doch wie bei allen Trendthemen hat der Hype um Resilienz mittlerweile ein Level erreicht, bei dem es auch absonderliche Auswüchse gibt, die wir klar abgrenzen sollten.

Unsinn der Resilienz oder warum Resilienz kein Allheilmittel ist

Resilienz bedeutet nicht, dass du unverwundbar bist. Bei allem berechtigten Interesse für das Thema Resilienz. Es ist mit Sicherheit kein Allheilmittel. Resilienz soll nicht bedeuten, Umstände zu akzeptieren, die nicht akzeptabel sind. Oder Menschen härter zu machen, damit sie weiter in einem toxischen Umfeld „abliefern“.

Manchmal sollten wir die Umstände im Außen in Frage stellen und nicht versuchen, uns möglichst gut anzupassen. Nicht jedes Problem im Außen können und sollten wir im Innen lösen.

Ein weiterer Punkt für die Grenzen von Resilienz ist „Höher, schneller, weiter“. Noch mehr aus den Mitarbeitern rauspressen, bis es nicht mehr geht.

Und Resilienz in Kombination mit Selbstoptimierungswahn kann ein giftiger Cocktail werden.

Resilienz ist wie ein Muskel. Wir können ihn trainieren. Er wird in den Erholungsphasen wachsen und nicht, wenn er andauernder Belastung ausgesetzt ist. Kontinuität und Erholung sind der Schlüssel.

Eine genaue Vorstellung von Resilienz durfte ich erfahren, als ich das erste Mal mit dem Leben und Werken von Viktor E. Frankl in Berührung kam. Obwohl er das Wort nie verwendet hat.

© Copyright 2021 Tobias Völlmecke– Urheberrechtshinweis

Viktor E. Frankl

1942 standen sie vor seiner Tür. Sie verhafteten ihn und seine ganze Familie.

Er hätte rechtzeitig vor ihnen fliehen können. Hatte die Möglichkeit, ein US-Visum zu erhalten. Doch er wollte seine Eltern nicht in Wien zurücklassen.

Viktor Frankl, österreichische Psychiater und Neurologe. Gründer der Existenzanalyse und der Logotherapie.

Vor seiner Verhaftung war er unter anderem Oberarzt im psychiatrischen Krankenhaus Wien und hat sich um selbstmordgefährdete Frauen gekümmert.

Nach seiner Deportation folgten mehrere Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern. Eine Zeit des Grauens.

Viktor überlebte als einziges Familienmitglied und wurde 1945 von der US-Army befreit.

Seine ganze Familie wurde ermordet. Vater, Mutter, Bruder, Frau und Schwängerin.

Er schrieb das Buch „Trotzdem Ja zum Leben sagen-Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ über diese Zeit in nur 9 Tagen.

Trotz all des Leids was er erlebte, war er der festen Überzeugung, dass es möglich ist einen Sinn im Leben zu sehen. Auch unter den furchtbarsten Bedingungen.

Frankl starker Anker im KZ war die Vorstellung, dass er einem großen Publikum zeigt, wie man die Traumata dieses Krieges überwinden und verarbeiten kann. Damit sich solche Umstände nicht wiederholen.

Eines der vielleicht wichtigsten Bücher unserer Zeit rund um Resilienz. Wenn auch der Schreibstil auf eine seltsame Art distanziert wirkt, wie eine Beobachterperspektive. Obwohl Frankl mittendrin war.

Gerade in Zeiten, wo wir uns oft ohnmächtig und überfordert fühlen ist es wichtig, sich seiner Wahl bewusst zu werden. Wir sind nicht unsere Gefühle. Wir entscheiden.

Frankl ist für mich einer der wichtigsten Botschafter um Resilienz. Auch in seiner Arbeit als Psychiater fragte er nicht nach dem Grund, warum jemand krank wurde, sondern nach einem Grund wieder gesund zu werden.

Ein unterschätzter Faktor rund um Resilienz

Humor ist einer der am meisten unterschätzten Faktoren rund um Resilienz.

„Kein Geist ist in Ordnung, dem der Sinn für Humor fehlt“

Samuel Coleridge

Nicht alles bierernst nehmen, über sich selber lachen können. Mit etwas Humor machen wir uns unsere Herausforderungen leichter. Menschen, die den „Schalk im Nacken“ haben, kommen besser durch Krisen. Humor sorgt auch für eine geringere, innerliche Anspannung, wenn doch mal was schief läuft.

Fazit

Resilienz ist ein entscheidender Faktor in unseren Zeiten. Es gibt so viele Ratgeber, Tipps und Konzepte rund um das Thema, dass einem schwindelig werden kann. Ich glaube, nur der Hype um Achtsamkeit ist momentan größer.

Dabei gibt es keine allgemeingültige, One-fits-All Lösung. Das Geheimnis der Resilienz ist dein individuelles Modell. Gestalte deine eigene Heldenreise, die zu deinem Leben passt. Gerne unterstütze ich dich dabei, dein eigenes Resilienzmodell zu entdecken.

Ich habe 2018 mein persönliches Konzept für Resilienz geschrieben, du findest es hier.

über den Autor

Tobias Völlmecke

Persönlichkeit führt und verkauft. Ich schreibe seit 2021 in meinem Blog und Newsletter über Vertrieb und Führung. Als Sales Coach unterstütze ich Unternehmen mit Training und Coaching für Vertrieb und Führung.

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