Beziehungskonto-Die Kraft des Zinseszinseffekts

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Juli 1, 2022 in Führung, Veränderung, Vertrieb

„Achtung-Sie haben ihr Limit erreicht. Ihr Beziehungskonto bei dieser Person wurde soeben überzogen.“

Nein, so einfach und offensichtlich wie bei deinem Bankkonto ist es natürlich nicht. Und Onlinebanking funktioniert beim Beziehungskonto auch nicht.

Die Realität sieht eher so aus, wenn es um das Beziehungskonto geht:

„Nein, Tobias! Also so können wir das nicht machen! Es gibt ja noch gewisse Regeln! Ja, diese Regeln gelten auch für dich.“

Er ging mir auf die Nerven. Es schien ihm Spaß zu machen, mir Steine in den Weg zu legen.

Ein Kollege aus einer anderen Abteilung.

Ich fing an, um ihn herum zu arbeiten. Das klappte nicht immer. Und kostete unnötige Energie.

Ich bin mir sicher, du kennst auch solche Fälle und hast vielleicht in diesem Moment selbst so einen.

In diesem Artikel geht es um ein besonderes Konzept, dass ich entdecken durfte.

Es stammt von Thomas Gordon, einem Psychologen, der dreimal für den Friedensnobelpreis nominiert wurde (1997, 1998 und 1999). Thomas Gordon entwickelte Konzepte für Eltern, Lehrer und Führungskräfte. 2002 starb er in Kalifornien.

Auch Stephen R. Covey hat das Modell in seinem Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“ vorgestellt.

Es geht um das emotionale Beziehungskonto. Es geht um die Pflege von deinen Beziehungen.

Mir wurde schnell klar, dass mein Beziehungskonto bei dem Kollegen stark überzogen war. Ich hatte mich wie die Axt im Walde verhalten und regelmäßig von seinem Konto abgebucht.

Folgende Inhalte findest du in diesem Artikel

© Copyright 2020 Tobias Völlmecke– Urheberrechtshinweis

Das emotionale Beziehungskonto

Stelle dir deine Beziehungen vor wie einzelne Bankkonten. Dabei ist die Währung Vertrauen.

Wenn das Konto im Minus ist, werden die kleinsten Aussagen auf die Goldwaage gelegt. Eskalation vorprogrammiert.

Grundsätzlich gibt es Abhebungen und Einzahlungen. Gleich vorneweg: Die Abhebungen laufen wesentlich schneller und einfacher, die Einzahlungen sind viel aufwändiger! Also wie bei deinem Bankkonto.

Dieses Konto haben bei jedem Menschen, mit dem wir zu tun haben. Es spielt also keine Rolle, ob die andere Person das Modell kennt oder nicht kennt.

Dabei fällt auf, dass in funktionierenden Beziehungen häufig ein Gleichgewicht von Geben und Nehmen zu erkennen ist.

Also eine Balance zwischen Abhebungen und Einzahlungen.

Wir sollten bei den Menschen, mit denen wir regelmäßig zu tun haben, Einzahlungen vornehmen. Und zwar regelmäßig. So, dass du auf dem emotionalen Konto dieser Menschen ein Guthaben aufbaust. Die Kraft des Zinseszinseffekts auf diesem Beziehungskonto funktioniert in beide Richtungen. Lasse den Zinseszinseffekt des Beziehungskontos für dich arbeiten und nicht gegen dich.

Kleines Beispiel? Denk mal an eine Person, die bei dir einen negativen Kontostand hat. Schon die kleinste Äußerung wirst du vermutlich auf die Goldwaage legen und gegen sie auslegen.

Und nun denke an jemanden, der ein prallgefülltes Beziehungskonto hat. Dem du wohlgesonnen bist und besonders vertraust. Kleinere Fehltritte verzeihst du hier natürlich schnell.

Die Kraft des Zinseszinseffekts liegt besonders in der Zeit. Lass die Zeit für dich arbeiten.

Einzahlungen und Abhebungen vom Beziehungskonto

Einzahlungen auf ein emotionales Beziehungskonto können ein Lächeln sein. Ein mitgebrachter Kaffee für den Kollegen. Eine unerwartete Unterstützung.

Was ist mit dir? Was wären auf deinem Beziehungskonto Einzahlungen?

Im Gegensatz dazu geht es recht flink mit den Abhebungen. Eine Kritik. Eine Enttäuschung. Meckereien und so weiter.

Was sind auf deinem Beziehungskonto Abhebungen? Was ärgert dich besonders?

Wenn du dir bewusst machst, was für dich Abhebungen und Einzahlungen sind, fällt dir das auch bei deinen Mitmenschen leichter.

Achte auf die kleinen, scheinbar unwichtigen Details.

Du triffst einen Mitarbeiter auf dem Flur. Den Kopf voll und in Gedanken im nächsten Meeting gehst du vorbei, ohne zu grüßen. Hebst nicht den Blick. Bist so abwesend, dass du ihn zu spät bemerkst.

„So ein arroganter Typ! Glaubt, er ist der König, weil er hier der Chef ist. Der war letzte Woche schon so.“

Was wie ein kleines, unwichtiges Detail erscheint, kann eine Abhebung sein. Natürlich war es nicht böse von dir gemeint. Doch darum geht es nicht. Es geht darum, wie es auf der anderen Seite ankommt.

Nimm dir Zeit für die Details. Sei im Hier und Jetzt.

Eine gemeine Stolperfalle beim Beziehungskonto ist, davon auszugehen, dass die andere Seite genauso tickt wie du.

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Halte dein Wort

Wenn du etwas versprichst, halte dein Wort. Auch wenn von Mensch zu Mensch Einzahlungen unterschiedlich wahrgenommen werden, eine häufige Gemeinsamkeit ist es, sein Wort zu halten.

Sales Beispiel: „Ich melde mich bis spätestens Dienstag Nachmittag bei Ihnen!“

Aus irgendwelchen Gründen wird es dann doch Mittwoch. Scheinbar kein großes Ding. Doch auf dem emotionalen Beziehungskonto deines Kunden hast du gerade die erste Abbuchung gemacht.

Wie ist der Wechselkurs?

Beim emotionalen Beziehungskonto gibt es auch einen Wechselkurs. Bedeutet: die Höhe der Einzahlung und der Abhebung wird durch den Wechselkurs des Empfängers bestimmt.

Das kann bedeuten, dass deine scheinbar kleine Abhebung in Wirklichkeit eine hohe Abhebung ist. Oder deine Einzahlung doch nicht so groß ist wie du denkst.

Oder der extreme Fall: Eine scheinbare Einzahlung, die in Wirklichkeit eine Abhebung ist!

Beispiel: Während ein Lob bei einer Person eine Einzahlung ist, kann ein Lob bei einer anderen Person eine Abhebung sein.

Die beste Möglichkeit, der Wechselkursfalle auszuweichen: Versuche, über die Erwartungen zu sprechen. Welche Vorstellungen und Erwartungen gibt es?

Und höre zu. Höre wirklich zu. Anstatt direkt deine Antwort vorzubereiten, wenn sie noch spricht, höre zu.

Zuhören ist bei allen Unterschieden sicherlich eine der großen Gemeinsamkeiten, wenn es um Einzahlungen geht.

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Die verdammte Inflation!

Okay, wenn du geglaubt hast, der Wechselkurs wäre der größte Stolperstein-Nein!

Die größte Falle beim Beziehungskonto ist die Inflation. Dieses Biest. Dabei geht es um deine täglichen und regelmäßigen Beziehungen. Also dein Freund, deine Arbeitskollegin und so weiter.

Durch den täglichen oder regelmäßigen Umgang findet in diesen Beziehungskonten eine schleichende Abbuchung in Form der Inflation statt.

Versuche, auf diese Beziehungen regelmäßig einzuzahlen.

Warte nicht, bis du im Minus bist.

Ach ja, für Führungskräfte ist diese Inflation in Bezug auf ihre Mitarbeiter besonders hoch.

Überlege dir doch mal, wie deine Beziehungskonten stehen.

Denk an die fünf Menschen mit denen du im Job und im Privaten häufig zu tun hast.

Natürlich kennt nur die Person den genauen Kontostand. Doch stelle dir die Frage, ob du im Minus bist oder ob du im Plus bist bei der Person.

Schnappe dir jetzt Papier und Stift (oder die Notes Funktion) und notiere dir, wie du bei diesen Menschen eine Einzahlung vornehmen kannst.


Fazit: Das emotionale Beziehungskonto ist ein simples, sofort umsetzbares Modell. Es hilft dir in allen Beziehungen. Egal ob im Job oder Privat. Egal ob in Vertrieb oder Führung.

über den Autor

Tobias Völlmecke

Persönlichkeit führt und verkauft. Ich schreibe seit 2021 in meinem Blog und Newsletter über Vertrieb und Führung. Als Sales Coach unterstütze ich Unternehmen mit Training und Coaching für Vertrieb und Führung.

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